„Die Stadt der Träumenden Bücher – Teil 1: Buchhaim“ von Walter Moers und Florian Biege

 

Kurze Buchvorstellung

*Klappentext*

„Als der Pate des jungen Dichters Hildegunst von Mythenmetz stirbt, hinterlässt er ihm ein geheimnisvolles Manuskript. Dieses ist so makellos, dass Hildegunst nicht anders kann, als dem Geheimnis seiner Herkunft nachzugehen. Die Spur führt nach Buchhaim, der „Stadt der Träumenden Bücher“, wo Bücher nicht nur spannend oder komisch sind, sondern in den Wahnsinn treiben und sogar töten können.“

 

Das Cover von „Die Stadt der Träumenden Bücher Teil 1: Buchhaim“ ziert die wohl prägnanteste Illustration der Romanvorlage. Allein dadurch hat das Cover einen immensen Wiedererkennungswert, besonders bei Fans. Diese Detailverliebtheit ist der Wahnsinn…egal wie oft man das Motiv betrachtet, man findet doch immer wieder kleine Dinge, die man zuvor übersehen hat. Das Cover ist absolut großartig.

 

Die Geschichte

Hildegunst von Mythenmetz ist auf der Lindwurmfeste aufgewachsen. Dort ist quasi jeder Dichter und hat seinen eigenen Dichtpaten. Als Hildegunsts Dichtpate Danzelot von Silbendrechsler stirbt, vermacht er ihm ein wertvolles Manuskript, das den Inbegriff der perfekten Schreibkunst darstellt. An ihm soll er sich messen, um selbst ein großer Dichter zu werden.
Um möglichst viel aus diesem Manuskript zu lernen, macht sich Hildegunst von Mythenmetz auf nach Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher. Dort möchte er den Verfasser des Manuskripts finden. Doch in der Stadt warten ungeahnte Gefahren auf ihn, denn nicht nur der Schattenkönig lauert in den Katakomben unter der Stadt…

 

Meine Meinung

Mit dieser Rezension dem gerecht zu werden, was ich bei dieser Graphic Novel empfunden habe, ist völlig unmöglich! Trotzdem werde ich versuchen, euch möglichst daran teilhaben zu lassen.

Vorab sei gesagt: Ich werde meiner Dozentin an der Uni für immer dankbar sein, dass sie die Romanvorlage „Die Stadt der Träumenden Bücher“ auf unsere Literaturliste gesetzt hat. Nur durch sie wurde meine Liebe und Begeisterung zu Moers Werken geweckt. Danke! <3
Mir war also die Geschichte bereits bekannt, bevor ich die Graphic Novel zu Weihnachten bekam. Die Liebe zu dieser Geschichte ist schon sehr lange Teil von mir und ich musste unbedingt diesen Comic dazu haben.

Zur Geschichte

Ich stelle die mutige Behauptung auf, wer sich selbst als bibliophilen Menschen bezeichnet, sollte die Geschichte um Buchhaim kennen. Es handelt sich um eine Stadt, in der sich alles nur um Bücher und das Schreiben dreht. Hunderte Antiquariate, duzende Verlage und unzählige Schriftsteller und Leser sind hier Zuhause. In meinen Augen ist diese Geschichte eine Liebeserklärung an das Buch und das Lesen selbst!

Besonders sympathisch finde ich hierbei, dass Walter Moers sich als Autor dabei völlig zurück nimmt. Er hat mit seinem Kontinent Zamonien eine völlig neue Welt erschaffen, in der man als Leser voll und ganz eintauchen kann. Er selbst sagt, er übersetze nur die Geschichten, die Hildegunst von Mythenmetz verfasst hat. Man muss sich also stellenweise aktiv an den Fiktionsvertrag erinnern, den man als Leser eingeht, um nicht völlig zu vergessen, dass der Kontinent nicht real ist (Der Fiktionsvertrag besagt, dass man sich als Leser bewusst ist, dass die Geschichte erfunden ist. Es wird also kein Anspruch an Wahrheit und Realitätsnähe gestellt. Wer genauer nachlesen möchte, kann diesem Link folgen).

Ein weiteres, großartiges Merkmal der Geschichte ist die Tiefe, die Moers ermöglicht. Er hat eine Stadt erschaffen, die ihren eigenen Regeln auch tatsächlich folgt. Er hat eine eigene (Schrift-)Sprache entwickelt (im Roman sind die Kapitel mit den entsprechenden Nummern gekennzeichnet), es gibt eine komplette Landkarte des Kontinents (die noch um die Welt von Prinzessin Insomnia erweitert wird) und die Namen seiner Figuren haben einen Sinn: Der Name jedes Dichters in der Geschichte ist ein Anagramm eines Dichters aus der realen Welt! (Eine Übersicht hierzu findest du hier und hier!). Außerdem hat Moers…Verzeihung, natürlich Hildegunst von Mythenmetz, die zamonische Literaturgeschichte eingebunden. So entdeckt von Mythenmetz in den Katakomben Buchhaims Bücher und ordnet diese den Epochen zu, nachdem er die entsprechenden Stilmittel analysiert (Mein Germanistenherz schlug höher bei den Antiklimax-Romanen und der Onomatopoetischen Starkdichtung…wie genial muss man sein, um solche Ideen zu haben?!)

Es handelt sich also um eine Geschichte, die dem Leser das Herz übergehen lässt vor Kreativität und Fantasie. Und all denen Lesern ein extra Bonbon bietet, die sich ein wenig mit Erzähltheorie und Stilmitteln auskennen.

 

Zur Gestaltung

Laut Zamonien.de kann man die Graphic Novel von „Die Stadt der Träumenden Bücher“ „zu den aufwändigsten Comicproduktionen unserer Zeit zählen“ und ich bin durchaus geneigt, dem zuzustimmen! Ich bin sicher, selbst beim fünften und sechsten Mal lesen findet man immer noch Details, die man zuvor übersehen hat. Die Bilder, die Florian Biege hierfür erstellt hat, sind so großartig und voll an liebevollen Kleinigkeiten, dass man Fanherz höher schlägt. Und der Aufwand, der dahinter steckt, ist schier unvorstellbar. Für alle Figuren wurden dreidimensionale Vorlagen (sogenannte Maquetten) erstellt, sodass sie immer identisch sind und nicht am Ende des Comics plötzlich doch anders aussehen. Diese erleichtern den Zeichnern und Grafikern die Arbeit, sind aber nicht bei jeder Produktion dieser Art selbstverständlich.

 

Auszug aus "Die Stadt der Träumenden Bücher"

 

Wer Walter Moers schon etwas länger kennt, weiß, dass er zu Beginn viele Comics veröffentlichte, darunter (Vorsicht, kann Spuren von Werbelinks enthalten) „Der Fönig„, „Das kleine Arschloch“ oder „Adolf„. Viele Fans haben sich also auf einen weiteren Comic aus seiner Feder gefreut.

Doch mit diesem Comic, der durch einen zweiten Teil vervollständigt wird, hat er ein Meisterwerks geschaffen, das Seinesgleichen sucht.
So waren sich alle Beteiligten schnell einig, dass eine Computerschrift nicht in Frage käme, da diese dem Stil nicht gerecht werden könnten. Also wurde ein eigenes Handlettering erstellt, das sich perfekt einfügt.

Für diejenigen, die sich noch nicht ganz so lange in Zamonien und Buchhaim Zuhause fühlen, findet man am Ende ein sehr ausführliches Glossar, in dem nochmals die wichtigsten Personen und Begriffe erklärt werden.

 

 

Falls ihr noch mehr zum Entstehungsprozess erfahren möchtet (oder überprüfen wollt, ob meine Lobeshymnen hier überhaupt stimmen 😉 ), hier findet ihr einen ausführlichen Bericht aus dem Hause Moers/von Mythenmetz.

Während meiner Überlegungen zu dieser Rezension fiel mir auf, dass diese Geschichte mein persönliches, perfektes Manuskript ist. Es verkörpert für mich den Inbegriff der literarischen Liebe und sie gehört absolut zu meinen All-Time-Favorites!

Tief in meinem Herzen vergebe ich 6 von 5 Bücher 😉 Da dies aber meine Skala sprengt, werden es eben doch 5 von 5 Bücher, denn meine Liebe zur Geschichte und zur grafischen Umsetzung ist kaum in Worte zu fassen!

   

 

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Kaufen könnt ihr das Buch hier!

Verlag: Knaus Verlag (Random House Verlagsgruppe)
Erscheinungsdatum: 06.11.2017
Seitenzahl: 109
ISBN: 978-3-8135-0501-6

 

Sollte euch meine Rezension zu „Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr“, was auf dem gleichen Kontinent spielt, interessieren, findet ihr hier den Link dazu!