In meinem aktuellen Buch „Wolf des Südens“ von Isa Day geht es um Emilio, einen Auftragsmörder, der seiner Hinrichtung nur entgehen kann, indem er sich der Treppen der Ewigkeit stellt. Er muss in die Vergangenheit reisen und sich ein neues Leben aufbauen, sonst wird seine Seele ausgelöscht.
Auf dieser Reise in die Vergangenheit denkt man unweigerlich über seine eigene Vergangenheit nach und fragt sich: Habe ich immer alles richtig gemacht?
Die ersten Zweifel
Denke ich über meine eigene Vergangenheit nach, fällt mir vor allem eines auf: Den geraden Weg bin ich noch nie gegangen. Schulwechsel, eine abgebrochene Ausbildung und diverse andere kleine Umwege zieren meinen langen Weg zu der Person, die ich heute bin. Leicht habe ich es mir nie gemacht, sondern ungefähr jedes Hindernis mitgenommen, das sich angeboten hat.
Musste das sein? Wäre es nicht leichter gewesen, die Ausbildung zu beenden, um etwas in der Hand zu haben und danach zu schauen, was das Leben mir bietet? Hier muss ich ganz klar mit NEIN antworten! Ich war unsagbar unglücklich in meinem Beruf und mit meinen Ausbildern. Der Job, den ich für mich gewählt habe, war einfach nicht das, was ich mir erhofft hatte und ich konnte mir schon nach kürzester Zeit nicht vorstellen, diesen mein Leben lang auszuüben. Viel mehr war mir klar, dass ich nicht mal das Ende der Ausbildung erreichen wollte. Also wäre jeder weitere Tag vergeudete Zeit gewesen. Natürlich hätte ich etwas fürs Leben gelernt, aber das habe ich so auch. Ich entschied mich also, im direkten Anschluss mein Abitur nachzuholen und diese Entscheidung habe ich nie bereut.
Kopf frei
Nach dem Abitur und auch später, im vierten Semester meines Studiums, hatte ich wohl so etwas wie einen Lagerkoller. Ich musste raus und aus den gewohnten Abläufen ausbrechen.
Nach dem Abi bin ich also ganz alleine nach Südafrika, um dort für drei Monate zu jobben. Dort habe ich zum ersten Mal so etwas wie Heimweh empfunden und habe meine Entscheidung anfangs sehr bereut. Ich wollte einfach nur nach Hause. Natürlich ging das nicht so einfach, wenn man knapp 10.000km weit weg von zuhause ist, also blieb mir nichts anderes übrig, als mich durchzubeißen. Was soll ich sagen…meine Zeit dort gehört eindeutig zur besten Zeit meines Lebens! Obwohl diese Erfahrung leider schon 8 Jahre her ist, fühle ich mich diesem Land so sehr verbunden, dass ich mir wenig mehr wünsche, als ganz bald wieder hin reisen zu können und meinen Erinnerungen neue hinzufügen zu können.
Das war wohl die intensivste Erfahrung mit „am Ende wird alles gut“ 😀
Meinen Ausbruch aus dem Studium sehe ich dagegen schon etwas zwiegespaltener. Ich war für ein halbes Jahr als Animateurin in der Türkei. Dieser Job und die damit verbundene Kontrolle und Atmosphäre innerhalb unseres Teams war absolut nichts für mich. Und trotzdem bin ich meinem Motto „Wer weiß, wofür es am Ende gut ist“ treu geblieben. Ich habe wundervolle Menschen kennengelernt und unheimlich viel für und über mich gelernt. Also bin ich rückblickend trotzdem froh, diese Erfahrung gemacht zu haben.
Die Menschen auf meinem Weg
Hier kommen wir an einen Punkt, an dem ich zum ersten Mal tatsächlich so etwas wie langanhaltende Reue verspürt habe…
Obwohl ich noch recht jung bin, habe ich schon viele Menschen auf meinem Weg verabschieden müssen. Sei es durch Krankheiten, Unfälle oder sonstige Schicksalsschläge. Und jedes einzelne Mal gingen mir Gedanken durch den Kopf wie „Hätte ich doch häufiger angerufen“, „Ich hätte so gerne noch mal mit ihm/ihr gesprochen“, „Warum habe ich mir nicht mehr Zeit mit ihr/ihm genommen?“.
Man weiß nie, wann etwas endet. Sei es eine Freundschaft, eine Beziehung oder gar ein Leben. Ich will nicht sagen, dass man jeden Tag leben soll, als sei es der letzte, denn in meinen Augen ist das unrealistisch. Man muss auch manche Dinge längerfristig planen und kann nicht das Gehalt am 1. des Monats auf den Kopf hauen, da es morgen ja vorbei sein könnte. Aber man sollte etwas bewusster Leben…ICH möchte etwas bewusster leben. Ich möchte mehr Zeit lächelnd mit meinen Freunden verbringen, anstatt grübelnd zuhause. Die meisten Dinge, über die man sich endlos den Kopf zerbricht, kann man ja eh kaum beeinflussen. Also warum nicht akzeptieren, was kommt und das Beste daraus machen?!
Ich möchte meine Freundschaften intensiver pflegen und Kleinigkeiten nicht immer direkt persönlich nehmen (eine Eigenschaft an mir, die ich übrigens echt hasse). Mehr verzeihen und Verständnis zeigen für Dinge, die ich vielleicht nicht auf den ersten Blick verstehen kann.
Mein Fazit
Eigentlich kann ich kein richtiges Fazit für mich ziehen. Ich bin zu jung, um abschließend beurteilen zu können, ob ich bislang alles richtig gemacht habe. Wer weiß, wann ich verstehe, wofür das Chaos im vergangenen Jahr tatsächlich gut war.
Aber ich kann sagen, dass mir bewusster wurde, worauf ich mein Augenmerk legen sollte und dass weder alles Gold ist was glänzt, noch dass ich alles so düster sehen sollte, wie ich es manchmal tue.
Manche Dinge sind einfach so und am Ende zeigt sich, wofür es gut war. Falls nicht, ist es schlicht und ergreifend noch nicht das Ende. Ja, ich habe fast alle „klugen“ Sprüche verbraten, die mir (und vermutlich der einen oder anderen Oma) so einfallen. Aber vielleicht sind einige davon ja wirklich wahr, wer weiß?! 😀
Ich werd mir jetzt auf jeden Fall anschauen, wie Emilio seinen Weg weiter geht und das werde ich in der Sonne tun, denn das sorgt für Glücksgefühle nach diesem doch recht ernsten Text 😉 Habt schön und fühlt euch gedrückt. Vielleicht möchtet ihr mir ja in den Kommentaren erzählen, was euch beim Lesen hier durch den Kopf ging.
Mehr zum Buch *Werbung*
Wolf des Südens – Die Treppen der Ewigkeit 1 von Isa Day
*Klappentext*
Mörder, nutze die Treppen der Ewigkeit für eine zweite Chance. Erweist du dich jedoch als unwürdig, vernichten wir deine Seele, als ob du nie existiert hättest.
Die Zeichen stehen schlecht für Emilio, den Wolf des Südens und Eternas gefährlichsten Auftragsmörder. Eingekerkert wartet er auf seine Enthauptung, da überraschen ihn die Richter mit einer Alternative — sich in der Vergangenheit ein neues Leben zu schaffen.
Emilio nimmt an und findet sich in einem eisigkalten, kriegszerrissenen Königreich der Vorzeit wieder. Es ist ein furchtbarer Ort mit schrecklichen Bewohnern, und Morayn, ihre junge, rotzfreche und jähzornige Königin, scheint die Schlimmste von allen.
Widerwillig schließt Emilio sich Morayns verzweifeltem Kampf um ihr Königreich an und erkennt bald, dass die Erfüllung seiner geheimsten Träume zum Greifen nah ist. Aber reichen die Intelligenz und Fähigkeiten eines Mörders aus, um das Land, seine neue Familie und die Frau, die er liebt, zu retten?
19. Februar 2019 um 10:20 Uhr
Ein wirklich sehr persönlicher Text der mich sehr nachdenklich stimmt. Wir machen definitiv nie alles richtig. Machen alle Fehler. Es wäre auch keine schöne Welt, bestünde sie nur aus perfekten Menschen. Und wir brauchen Fehler um uns zu entwickeln.
Ich kenne das Gefühl, dass Dinge einem bewusst werden und man sie ändern bzw. anpacken möchte. Leider geht’s mir dabei oft so, dass ich es dann doch nicht mache. Sich wieder genau der Trott einschleicht und alles beim Alten bleibt.
Ich bin gespannt auf das Buch und darauf herauszufinden ob es Emilio gelingt, und wie es ihm gelingt, eine zweite Chance zu nutzen.