Sprachlich genial, inhaltlich echt heftig
Klappentext und Cover
Wenn die größte Bedrohung für dein Leben dort lauert, wo du dich am sichersten fühlen solltest – in deinem Zuhause
Er hat Mom Blumen geschenkt – leuchtend rote Rosen, die in einer angeschlagenen Vase neben dem Spülbecken stehen. Das liebt es, sich mit kleinen Gesten zu entschuldigen, die nie dem Gewicht dessen gerecht werden, was er getan hat.
Doch es scheint zu funktionieren.
Ich zögere einen Moment, frage mich, ob es ein Morgen ist, an dem ich sie provozieren will, oder ob ich besser den Mund halten soll. „Ist er wieder da?“
Das Cover ist zunächst unscheinbar und man kann die Verbindung zur Story nicht direkt erkennen. Doch die Verbindung zu den Krähen in der Story finde ich super und daher passt das Cover sehr gut!
Meine Meinung zu „You are not safe here“
Dieses Buch ist kein Buch, das man einfach mal so nebenbei liest. Es ist kein Buch, in das man abtaucht, um sich wohl zu fühlen.
„You are not safe here“ tut weh. Es wühlt auf und hinterlässt einen verdammt bitteren Geschmack auf der Zunge, wann immer man eine Pause macht beim Lesen.
Häusliche Gewalt ist ziemlich jedem ein Begriff und jeder dürfte wissen, was damit gemeint ist.
Und doch passiert das immer nur den anderen. Kaum jemand würde bei einem aufkommenden Gespräch darüber sagen „Ach ja, da kenne ich auch jemanden.“ Oder „Ja, das passiert mir auch regelmäßig“. Nein, es wird viel mehr darüber gesprochen, dass er (oder sie, aber im Buch ist es nun mal ein Mann) nur einen schlechten Tag hatte oder es ihm ja Leid tue. Betroffene stecken oftmals in einer Spirale fest, aus der sie selbst nur schwer herauskommen.
In „You are not safe here“ wird dieser Aspekt auch beleuchtet, obwohl es aus der Sicht der Tochter geschrieben ist. Dennoch ist das Thema „Ausbruch aus der Gewalt“ allgegenwärtig.
Wie oft wollte ich ins Buch steigen und jemanden an der Schulter packen, um sie zu schütteln. Von außen betrachtet erscheint es immer so leicht, das Richtige zu tun…
Lange war ich irritiert, was es mit den Krähen auf sich hat. Außerdem gibt es die eine oder andere Situation, die ein wenig übernatürlich anmutet. Das hat mich irritiert und ich dachte, ich sei zu doof, es zu verstehen. Doch dann habe ich das Nachwort der Autorin gelesen (Was ich tatsächlich nicht so oft mache, da es meist nur Danksagungen sind) und hier erklärt sich alles. Unter dem dort aufgeführten Aspekt finde ich den Gedanken sogar richtig gut und schlüssig.
Insgesamt muss ich sagen, hat die Autorin es geschafft, ein mir zum Glück sehr fremdes Themenfeld auf eine sehr authentische und anschauliche Art darzustellen.
Das Buch hat mich wahnsinnig wütend gemacht und diese Wut hält bis heute an, da ich weiß, dass solche Dinge tagtäglich stattfinden.
„Vielleicht ist Angst ja der Preis, den Frauen dafür bezahlen müssen, überhaupt auf der Welt sein zu dürfen“ (S. 266)
Aber das Buch hat mich auch tief berührt und beeindruckt. Die Protagonistin ist trotz ihres jungen Alters unglaublich stark und selbstlos. Sie steht für ihre Schwestern und ihre Mutter ein, wie es selbst Erwachsene nicht immer schaffen.
Außerdem ist „You are not safe here“ sprachlich absolut phänomenal! XXXs Schreibstil ist einfach der Wahnsinn. Wie sie mit Worten umgeht…absolute Gänsehaut. Ziemlich auf jeder Seite hätte ich mindestens einen Satz markieren wollen, weil er so zauberhaft und genial formuliert war. Und ihr wisst, dass ich bei sowas echt anspruchsvoll bin (…das bringt der Beruf wohl mit sich J )
„Wenn das Vermächtnis Wut ist, ist das Erbe Angst.“ (S. 194)
Die Geschichte und das Thema sind unheimlich wichtig! Man darf die Augen nicht davor verschließen, sondern muss sich bewusst sein, wie häufig häusliche Gewalt tatsächlich ist.
Die sprachliche Genialität macht dieses Buch zu einem kleinen Meisterwerk!
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Verlag: dtv
Erscheinungsdatum: 24.01.2020
Seitenzahl: 400
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!
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