Eines meiner absoluten Highlights der LBM war es, den Comiczeichner Ingo Römling zu interviewen. Wir hatten ein super tolles Gespräch, aus dem dieses Interview entstand. Viel Spaß beim Lesen 😉

  1. Wie bist du dazu gekommen, Comics zu illustrieren?

Comics zu illustrieren ist ein Kindheitstraum von mir. Ich bin schon sehr früh mit Comics in Berührung gekommen und bin mit ihnen aufgewachsen. Mein Vater war großer Asterix-Fan und hat mich als ich 5 Jahre alt war auf den Schoß genommen und mit mir die Comics angeschaut. Ich konnte noch nicht lesen, aber ich fand es faszinierend, da es viele bunte Bilder waren und so viel los war. Ich habe dann tatsächlich mit ihm und Asterix lesen gelernt. Ich konnte irgendwann die Geräusche lesen und dann die Sprechblasen. Daher war ich also schon vor der Grundschule völlig „verseucht“ 😀

 

1.1 Das hat die Grundschullehrerin bestimmt gefreut 😀

Eigentlich schon, denn ich habe schon immer gerne gezeichnet, auch in Schulhefte. Einige davon gibt es sogar noch. Ich habe eigene Figuren entwickelt, also so Smileys mit Beinen: ein großer Dünner und ein kleiner Dicker, die hießen Tip und Tap und die haben völlig abstruse Abenteuer erlebt. Ich habe mir nie überlegt, was genau da passiert. Hab das also von Bild zu Bild und Seite zu Seite weiterentwickelt und in leere Schulhefte reingemalt, sehr zum Ärgernis meiner Eltern J
Ich war zwar irre produktiv, aber es war eben alles komplett ungeplant. Mir war gar nicht bewusst, was ich da mache. Ich hatte ja kein Wort dafür. Asterix waren einfach „tolle Sachen“.

In den 80ern gab es ja eine Blütezeit der Heftchen-Kultur. Es gab Gespenster-Geschichten, es gab Spiderman, das MAD-Magazin. Auf dem Schulhof habe ich mit meinen Kumpels getauscht und ein Freund hatte Zugang zu Erwachsenen-Comics. Also wurde ich direkt hineinkatapultiert von Asterix und Donald Duck ins Schwermetall-Universum. Und das hat mich mit circa 13 ziemlich fasziniert, denn das war Comic-Kunst, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Und in dem Alter, also mit 14 oder 15, kam mir der Gedanke, damit Geld zu verdienen. Damals kamen auch die ersten Bemerkungen und Komplimente von Mitschülern. Da kam dann langsam der Gedanke, dass man daraus einen Beruf machen könnte, auch wenn ich immer noch keinen Plan hatte, wie das geht. Nach und nach habe ich Zeichner und Cartoonisten kennen gelernt. Teilweise waren das ältere Männer, die meinten „Junge, lass dir gesagt sein, tu es nicht, es ist ein Knochenjob.“ Daraufhin gab es ein ziemliches hin und her in mir. Einerseits die Begeisterung und andererseits Leute, die mir davon abrieten. Ich habe dann Grafikdesign studiert und letzten Endes kam ich dann etwa 2008 zu dem Entschluss, meinen Traum umzusetzen und habe mich als Illustrator und Grafiker selbstständig gemacht. Mit „Zwerchfell“ habe so um die Zeit dann auch „Die Toten“ gemacht. Dann kam Panini auf mich zu, es kam „Star Wars“ und „Malcolm Max“. Und jetzt steh ich hier J

 

  1. Die Verbindung „Asterix – Papa“ ist bei mir „Star Wars – Papa“. Als Kind hat er mir die Saga gezeigt. Wie war das für dich, so unterschiedliche Welten zeichnerisch darzustellen?

Es sind im Prinzip beides Märchen, die ich erzähle. Auch Star Wars ist wie ein Märchen…eben mit Raumschiffen.
Für mich ist der Unterschied tatsächlich gar nicht so groß. Es sind beides Geschichten mit Figuren, die ihre Background-Storys haben und die ich eben durch Situationen durch schicke. Rein technisch gibt es Unterschiede beim Zeichnen, das stimmt. Bei Star Wars zeichne ich etwas anders als bei Malcolm Max. Da arbeite ich viel mit dem Computer, Malcolm Max ist – grob ausgedrückt – mehr handgemacht und detailreicher. Ich nehme mir da auch mehr Zeit. Da braucht eine Seite so 3-4 Tage, wohingegen ich bei Star Wars pro Tag eine Seite etwa produzieren kann. Da arbeite ich viel mit Raumschiffen, die ich im Rechner konstruiere. Die brauche ich ja immer wieder und wenn ich die immer und immer wieder neu zeichnen müsste, würde ich ja wahnsinnig werden. Es würde auch zu lange dauern. Außerdem baue ich mir hierfür auch 3D-Modelle, um dem Detailreichtum gerecht zu werden.
Bei Malcolm Max ist der Austausch mit dem Autoren ein anderer. Bei Star Wars gebe ich ab und bekomme dann die Korrekturen bzw. Anmerkungen, was ich korrigieren soll. Bei Malcolm gehen wir „vorsichtiger“ miteinander um. Wir nehmen uns da auch viel Zeit, alles abzusprechen. Bei Star Wars sind die Arbeiten mehr „to the point“. Ich bekomme mein Skript und habe einen Liefertermin.

 

  1. Wie sieht so ein Arbeitsprozess aus?

ES gibt grundsätzlich verschiedene Arbeitsweisen, aber hier ist es so, dass ich ein Drehbuch bekomme. Bei Star wars sind die Skripte sehr locker beschrieben. Als Zeichner muss man wissen, wie die Figuren und Raumschiffe und so aussehen, man muss ungefähr wissen, wie es an Bord aussieht und man muss selbst viel recherchieren, damit alles in sich stimmig ist. Der Rahmen ist hier sehr eng gesteckt: Eine Episode hat 12-18 Seiten und man muss schauen, dass genug passiert um Spannung zu erzeugen und andererseits darf nicht zu viel passieren, sodass es der TV-Serie zuwiderläuft. Im Lucas-Universum folgt alles einer Timeline und alles muss da rein passen und der Logik folgen.
Ich kann also nicht in die Geschichte eingreifen, auch wenn ich kreative Freiheiten habe was das zeichnerische angeht.
Bei Malcolm gibt es größere Freiheiten, da es unser Baby ist.

 

  1. Welche Ziele hast du, die du verfolgst?

Ich hatte immer den Traum, meinen Namen mal im Abspann eines Films zu sehen. Gerne auch irgendwo ganz klein und am Ende. Ich liebe Filme und ich finde es total faszinierend, den Prozess zu verfolgen. Ich habe zwar ein bisschen Einblick, aber finde es sehr faszinierend.
Und ganz klar, als Comiczeichner ist mein Ziel, in Frankreich zu veröffentlichen. Die Star Wars-Sachen gibt es auch in Frankreich. Aber für mich und jeden Comiczeichner ist Frankreich das El Dorado. Dort ist es mit der Kultur völlig eng verflochten, aber auch hier bei uns tut sich mittlerweile viel.

Aber ansonsten lebe ich hier gerade meinen Traum. Hier zu sein und das tun zu können was ich liebe, ist großartig.

 

  1. Wer ist denn dein großes Vorbild?

Wow, da gibt es unglaublich viele.

Klar, Moebius natürlich. Das ist mittlerweile schon fast ein Klischee und jeder Comiczeichner findet ihn toll. Er hat unglaublich viel für das Medium getan und eine unglaubliche visuelle Fantasie

Außerdem ganz viele Spiderman-Zeichner, MAD-Zeichner…ganz großartig.
Aber auch hier in der Art-Galerie. Ich laufe durch und bewundere ihre Werke.

Sascha Wüstefeld und Nic Klein zum Beispiel sind ganz großartige Künstler, nur um ein paar zu nennen.

 

Vielen Dank lieber Ingo für das großartige Gespräch und deine Offenheit! Auch an den Splitter-Verlag vielen Dank für das Vermitteln des Interviews.