Ich liebe Märchenadaptionen, das ist kein Geheimnis. Aber um zu erklären, warum Andrew ein wenig anders war als viele andere, die ich gelesen habe, muss ich ein wenig weiter ausholen. Also…

Was ist eine Märchenadaption?

Ganz grob gesagt, ist eine Adaption literarisch betrachtet eine Textumformung. Es wird also ein Text genommen und etwas Eigenes daraus gemacht.
Fast genauso lange wie es Märchen gibt, gibt es auch Märchenadaptionen. Das ist also keineswegs eine moderne Kreation oder ein Trend. Schon wenn man Grimms Märchen betrachtet: All das sind Adaptionen, denn sie wurden zusammengetragen und in der Regel kindertauglich umgeschrieben, da die ursprünglichen Märchenversionen super brutal und selten für Kinder geeignet sind. Auch Hans Christian Andersen ist ein tolles Beispiel: Seine kleine Seejungfrau fand eine wunderschöne Adaption in „Arielle die Meerjungfrau“.

Unterschiedliche Märchenadaptionen

Gerne und oft werden Märchen aus einer anderen Perspektive erzählt, als wir sie ursprünglich kennen. Nicht mehr aus Sicht des Helden, sondern aus Sicht des Bösewichtes zum Beispiel (siehe die Villains-Reihe bei Carlsen). Auch oft verwendet ist eine Umformung der Welt in der die Geschichte spielt und nur der Ablauf erinnert noch an das Märchen (siehe die Cinder-Reihe bei Carlsen).

Aber es gibt eben auch völlig neue Geschichten, die nur ihre Inspiration in Märchen finden und damit kommen wir zum eigentlichen Punkt:

Warum Andrew so anders ist…

Was zuerst auffällt, ist dass „Andrew im Wunderland“ nicht in einer Fantasywelt spielt. Zumindest nicht ausschließlich. Wir beginnen in der heutigen Zeit und in der realen Welt. Schon das gefiel mir wahnsinnig gut!
Dann tauchen wir ein in eine Art Kaninchenbau, aber eben nur in eine Art. Denn es hat so absolut gar nichts mit einem Loch im Boden und einem tatsächlichen Hasen zu tun, wie wir das aus „Alice“ kennen.

Wer „Matrix“ gesehen hat, wird verstehen, dass ich sofort daran denken musste, als ich „Folge dem weißen Kaninchen“ gelesen habe. Auch hier gibt es den Wink in Richtung des ursprünglichen Märchens, aber eben nur die Inspiration, Handlungsverlauf und Figurencharakterisierung sind dann doch ein wenig unterschiedlich…ein ganz kleines bisschen 😀

Märchen sind gekennzeichnet durch ihren simplen Aufbau und relativ einfachen und leicht einzuschätzenden Charakteren. Uuuuund damit könnten wir uns kaum weiter weg von „Andrew im Wunderland“ bewegen. Fanny Becherts Geschichten sind absolut nie „simpel“. Damit meine ich nicht, dass sie übertrieben komplex sind, aber sie haben definitiv eine Vielschichtigkeit, die nicht in jeder Adaption und natürlich erstrecht nicht in jedem Märchen zu finden ist.

Ihre Figuren haben Tiefe, manchmal einen interessanten Humor 😀 und definitiv genügend Charaktereigenschaften, dass ich auch nach dem Lesen das Gefühl habe, es gäbe definitiv noch das Eine oder Andere zu entdecken. Das mag ich super gerne und finde, das zeichnet ihre Figuren auch aus.

Mit Andrew erleben wir eine Achterbahn der Gefühle, super lustige Situationen und auch Spannung. Die Sprache zaubert und Bilder in den Kopf und diese sind sehr viel bunter, als es ein Märchen je bei mir geschafft hätte…

 

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Verlag: Sternensand Verlag
Erscheinungsdatum: 11.09.2020
Seitenzahl: 346