Ihr Lieben

Im Rahmen der Aktion #himmlischeAutorenzeit durften wir uns mit Christian Handel austauschen, der beim Drachenmond Verlag „Rosen und Knochen“ veröffentlicht und die beiden Anthologien herausgebracht hat.

 

1. Erzähl mal etwas über dich. ( Alter, Hobbys, Interessen…)

Geboren und aufgewachsen bin ich in Unterfranken, ganz in der Nähe des Spessarts. Seit ich Lesen kann, verschlinge ich ein Buch nach dem anderen. Eigentlich bin ich ein richtiges Landei. Deshalb war ich selbst ein bisschen geschockt von meinem verrückten Entschluss, nach Berlin zu ziehen. Aber so sehr ich meine Heimat auch liebe, der Ortswechsel hat mir gut getan. Manchmal muss man ein bisschen verrückt sein.

In meiner Freizeit bin ich ein ziemlicher Geek – allerdings kein Wissenschafts/Computergeek, sondern ein Phantastik-Geek, würde ich sagen. Ich liebe Fantasybücher, Comics (ElfQuest, Wonder Woman), Filme und TV-Serien (Buffy the Vampire Slayer).

Was für ein Glück, dass ich sehr gute Freunde habe, die ähnlich ticken. Das geht sogar so weit, dass wir Schreib-Buddys sind. Wir treffen uns zum Schreiben und Quatschen, entweder privat oder in einem Café in Berlin und nach einem ausgiebigen Plausch (und einem Stück Kuchen) stöpseln wir uns Kopfhörer in die Ohren und schreiben eine Weile. Danach wird sich weiter unterhalten.

Das sind mit meine Lieblingstage: kreativ und entspannt.

2. Wie bist du zum Schreiben und auf die Idee zu Rosen und Knochen gekommen?

Zwar habe ich bereits als Kind und Jugendlicher geschrieben. Nach der Schule habe ich mich dann aber auf andere Dinge konzentriert. Irgendwann fing ich mit dem Bloggen an, was ein unglaublich intensives und schönes Hobby war und ist. Schreiben wollte ich zwar immer noch, aber ich verschob es immer auf später und später und später.

Unsere Zeit ist aber nicht endlich, und ich bin sehr froh, dass ich dank meiner Schreibbuddys – die gleichzeitig hier in Berlin meine besten Freunde sind – wieder zum Geschichtenerzählen zurückgefunden habe.

„Rosen und Knochen“ begann als Schreibübung: eine Spukgeschichte, die in einer einzigen Nacht spielt, mit überschaubarem Figurenensemble. Ich wollte mich damit warm schreiben, für ein größeres Romanmanuskript, das in der Welt der Hexenwald-Chroniken spielt. Aber dann geschah etwas wunderbares: Ich begann, mich in Muireann und Rose zu verlieben. Sie haben mich dazu überredet, sie noch in ein weiteres Abenteuer zu begleiten – tief hinein ins geheimnisvolle Zarenreich, der Heimat der Hexe Baba Yaga.

3. Wer ist deine Lieblingsfigur in deinen Geschichten ?

Momentan ist das Muireann, weil viel von mir in ihr steckt, auch wenn wir uns teilweise stark unterscheiden. Momentan schreibe ich an einer in sich abgeschlossenen Fortsetzung von Rosen und Knochen und es macht mir wahnsinnig Spaß zu beobachten, wie sich Muireann langsam verändert und charakterlich weiterentwickelt.

Es ist aber nicht immer die Hauptfigur in meinen Geschichten, die ich am liebsten habe. In meiner Kurzgeschichte „Der Fluch der wahren Liebe“ habe ich Königin Ilena sehr in mein Herz geschlossen.

4. Hast du irgendwelche Rituale beim Schreiben?

Nicht wirklich Rituale. Allerdings bemühe ich mich, wenn ich intensiv an einem Manuskript arbeite, wirklich jedem Tag daran zu schreiben. Meist bereits vor der Arbeit, und wenn es nur zwanzig Minuten sind. Dann brauche ich unbedingt einen Tee dazu.

Außerdem kann ich nicht gut schreiben, wenn ich mir die Szene, an der ich arbeite, nicht bereits im Vorfeld recht detailliert ausgemalt habe. Ich bin Plotter, kein Bauchschreiber.

5. Wie bist du zum Drachenmond Verlag gekommen?

Den Drachenmond Verlag habe ich vor ein paar Jahren auf der Leipziger Buchmesse entdeckt. Ich war beeindruckt – nicht nur davon, wie herzlich Astrid Behrendt war, sondern auch von den wunderbaren Covern (damals war gerade WILD von Lena Klassen erschienen), der tollen Aufmachung und der spannenden Geschichten. Das waren märchenhafte, sagenhafte Themen – genau das, was ich mochte und an was sich die Publikumsverlage mit einigen Ausnahmen leider so selten wagten.

Also wagte auch ich etwas und schlug ein paar Jahre später (im Frühling 2016) Astrid meine Idee zu einer Märchenanthologie vor. Ich kam mir damals ein klein bisschen verrückt vor. Aber Astrid ist eine tolle Mutmacherin und gemeinsam mit ihr und den anderen Mitarbeitern an der Anthologie entstand ein Buch, das für mich persönlich ein kleiner Zauberschatz ist. Das war der Beginn der Reise …

6. Würdest du gerne mit einem deiner Protagonisten tauschen?

Um mitten in der Nacht in einem halb verfallenen Waldhaus gefangen zu sein, das vom Geist einer Hexe heimgesucht wird? Eher nicht! Ich wäre nicht halb so fähig wie Muireann oder Rose, mit dieser Situation umzugehen.

Das schöne am Schreiben ist ja, sich mit seinen Protagonisten auf eine aufregende Abenteuerreise zu begeben – während man selbst am sicheren Arbeitsplatz sitzt und nebenbei Tee trinkt oder Kekse nascht.

7. Hast du ein Idol, was das Schreiben angeht?

Da habe ich mehrere – aus unterschiedlichen Gründen. Tatsächlich sind es zu viele, als dass ich sie alle aufzählen könnte. Autorinnen, die mich auf die eine oder wandere Weise beeinflusst haben, sind z. B. Lynn Flewelling, Juliet Marillier, Seanan McGuire, Marion Zimmer Bradley und Nina Blazon. Das ist aber wirklich nur eine kleine Auswahl.

8. Welche Schauspieler würdest du für deine Protagonisten wählen?

Da bin ich überfragt. Beim Lesen stellt sich jeder die Figuren in einem Buch auch etwas anders vor, deshalb möchte ich auch kein visuelles Bild vermitteln, indem ich eine Schauspielerin nenne. Wenngleich ich zugeben muss, dass mich Muireann immer ein bisschen an Tara Maclay aus „Buffy“ erinnert. Und momentan hängt ein Bild von Sandra Bullock als Sally Owens aus Practical Magic bzw. Zauberhafte Schwestern auf meinem Moodboard über meinem Schreibtisch.

 

Vielen Dank, lieber Christian, für deine Zeit und deine ausführlichen Antworten. Wir freuen uns auf noch viele weitere Geschichten von dir!