Schockierend und spannende Einblicke

 

Klappentext und Cover

Brutal
Rechtsextremismus, Rockerclub und Rotlichtmilieu – das sind die Stationen im früheren Leben von Philip Schlaffer.

Radikal
In den Neunzigerjahren ist er eine Größe der norddeutschen Neonazi-Szene, später gründet er den Rockerclub Schwarze Schar Wismar, macht sein Geld mit Prostitution und Drogen. Erst nach zwei Jahrzehnten schafft er den Ausstieg aus der Kriminalität. Und beschließt, sich fortan gegen Gewalt und Rechtsextremismus zu engagieren.

Kompromisslos
Schonungslos ehrlich erzählt Philip Schlaffer jetzt sein Leben. Er berichtet, wie rechte Radikalisierung funktioniert, wie Hass zu Gewalt führt. Seine Autobiografie ist ein brisanter Insiderbericht, der nichts beschönigt oder rechtfertigt – sondern eindringlich vor den Konsequenzen des Rechtsextremismus warnt.

Autobiografien glänzen jetzt in der Regel nicht auffallend durch geniale Cover. Da Philip Schlaffer aber schon optisch eine Erscheinung ist, ist dieses Cover dennoch ein Eyecatcher.

 

Meine Meinung zu „Hass. Macht. Gewalt“

Gerade in der heutigen Zeit, in der rechte Gewalt und extremistische Gruppierungen immer wieder Thema in der Öffentlichkeit sind, finde ich es besonders spannend, zu erfahren, wie man denn überhaupt in diese Richtung abdriftet.

In meiner Welt, also in meinem Freundes- und Bekanntenkreis ist solch extremistisches Gedankengut absolut nicht nachvollziehbar und wir sind uns einig, dass dies unter die Kategorie „geht sowas von gar nicht“ fällt. Trotzdem fragt man sich natürlich: „Was bewegt einen Menschen dazu, so etwas zu glauben und zu denken und wie rutscht man in eine solche Szene ab?“

Philip Schaffer ist einer der Menschen, die darauf eine Antwort geben können. Er war selbst jahrelang Teil der rechtsradikalen Szene, bevor er ins Rockermilieu wechselte und schließlich auch diesem den Rücken kehrte.
Er berichtet ungeschönt (zumindest macht es auf mich den Eindruck, final kann das natürlich nur er selbst beurteilen) und ohne Selbstschutz, wie es bei ihm so weit kommen konnte, dass er vor Gewalt und Kriminalität nicht mehr zurückschreckte und welche Auswirkungen das auf ihn und sein Leben hatte. Wie gesagt schreckt er dabei nicht davor zurück, sich einzugestehen, was für Scheiße er gebaut hat und dass er bei vielen Aktionen rückblickend überhaupt nicht mehr weiß, was das überhaupt sollte.

Spannend fand ich dabei vor allem auch den Einblick in die Strukturen dieser Szenen. Von außen betrachtet bekommt man ja doch nur mit was die Medien berichten. Dank „Hass. Macht. Gewalt“ erfährt man mehr darüber, wie es innerhalb solcher Gruppierungen abläuft, bzw. ablaufen kann.

Krass fand ich auch die Verweise, die im Buch zu finden waren. So spricht Philip an einer Stelle von einem YouTube-Video von ihm, dass laut eigener Aussage seine düstere Vergangenheit für immer im Netz festhält. Natürlich musste ich mir an dieser Stelle das Video anschauen.
Von dieser Aggression und Gewalt zu lesen, war für mich eine Sache, aber es in diesem Video zu sehen eine ganz andere. Es machte die Inhalte greifbarer und mir bewusster, dass ich keine erfundene Geschichte sondern eine Autobiografie lese.

Als mir während des Lesens Fragen kamen, stand mir Philip Rede und Antwort, wofür ich mir hier nochmal bedanken möchte. Ich finde es sehr mutig, so öffentlich zu seinen Fehlern und zu seiner Vergangenheit zu stehen. „Hass. Macht. Gewalt“ ist sicher eine Stufe der Verarbeitung für ihn, doch für uns als Gesellschaft ist es eine Chance, zu verstehen.
Zu wissen, wie ein Mensch so weit gehen kann, macht die Fehler nicht ungeschehen, die er begangen hat. Aber mich hat es daran erinnert, dass nicht jeder, der in die falsche Richtung abdriftet, ein von Grund auf schlechter Mensch ist.

Philip Schlaffer hat einen Fehler gemacht…oder sagen wir eine Zeit lang viele Fehler. Doch er hat es erkannt und etwas in seinem Leben verändert. Ist es nicht genau das, was „wir anderen“ immer wollen? Dass die Nazi-Idioten und Radikalen endlich aufwachen und checken, was für eine riesige Scheiße sie da verzapfen?!

Mich hat „Hass. Macht. Gewalt“ beeindruckt und in meinen Augen gibt es eine klare Leseempfehlung für diejenigen, die besser verstehen wollen, was solche Menschen antreibt, aber auch, wie man es schafft, der Szene den Rücken zuzukehren und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen.

 

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Kaufen könnt ihr das Buch hier!

Verlag: Droemer Verlag
Erscheinungsdatum: 01.04.2020
Seitenzahl: 328

 

Vielen lieben Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!