Das Motiv der Vampire in der Literatur

Nicht erst seit dem Erfolg um die Bücherreihe beginnend mit „Twilight“ haben Vampire Einzug in die Literatur und vermehrt in die Bücherregale der breiten Masse gehalten. Doch schon lange waren diese mythischen Wesen nicht mehr so omnipräsent.

Trotzdem gibt es kein einheitliches Bild von ihnen. Ein paar unterschiedliche Darstellungsformen sollen hier genauer beleuchtet werden.

Die Verwandlung

Einige Dinge haben die allermeisten gängigen Darstellungen von Vampir gemeinsam. Meist handelt es sich bei den Blutsaugern um Personen, die als Menschen geboren wurden und erst nachträglich verwandelt wurden. Wie diese Verwandlung stattfindet, ist allerdings wieder sehr abhängig von Autor und Geschichte. Wird bei Stephanie Mayers „Twilight“-Saga lediglich aufgrund eines Vampir-Bisses und der damit einhergehenden Dosis Vampir-Gift im Blut die Verwandlung vollzogen, so benötigt Lisa J. Smith in ihrem „Tagebuch eines Vampirs“ (Vorlage für die Serie „Vampire Diaries“) zusätzlich die Gabe von Vampir-Blut. Im Organismus des Opfers muss sich also Vampir-Blut befinden, bevor es verstirbt.

Ganz anders handhabt es Guillermo del Torro in „Die Saat“ (und den entsprechenden Fortsetzungen). Dort erfolgt die Verwandlung aufgrund einer Infektion mit einem Parasiten.

 

Die Schwächen

Die Schwachstelle des Sonnenlichts wird auf völlig unterschiedliche Weise problematisiert. Lisa J. Smith erschuf ein Schmuckstück, das den Besitzer immun gegen das Sonnenlicht machte.
Edward Cullen glitzerte und funkelte wie ein Diamant, wenn er von Stephanie Mayer ins direkte Sonnenlicht gestellt wurde. In den Filmen der Underworld-Reihe (auch wenn mir hierzu keine Romanvorlagen bekannt sind) zerfielen Vampire zu Staub, nachdem sie in der Sonne verbrannten.

Auch das Thema Knoblauch ist völlig uneinheitlich vorhanden. In den meisten modernen Geschichten, spielt er überhaupt keine, oder eine sehr untergeordnete Rolle. Bei Bram Stokers „Dracula“ hingegen war Knoblauch eine äußerst effektive Waffe gegen die Untoten.
Ähnlich verhält es sich mit Kreuzen und Weihwasser.

Was das Töten von Vampiren angeht, so besteht wieder etwas mehr Einheit. In den allermeisten Legenden um Vampire ist ein Pflock durch das Herz des Vampirs eine äußerst wirksame Methode, ihn auszulöschen. Auch Feuer ist oftmals sehr nützlich hierfür.

Auch Markus Heitz hat ich mit der Vampir-Thematik befasst. In seinem Dreiteiler („Kinder des Judas„, „Judassohn„, „Judastöchter“) tauchen ganz unterschiedliche Vampir-Arten auf. Es gibt zum Beispiel Upire (niedere Vampire ohne besondere Fähigkeiten), Viesczy (Vampire, die von Hexen abstammen und sich in Tiere verwandeln können), Nex (Vampire, die Krankheiten unter die Menschen bringen) und noch viele mehr. Gemeinsam haben sie zum Beispiel, dass sie kein fließendes Wasser überqueren können.

Das Motiv

Den Ursprung des Vampir-Mythos vermutet man im 15. Jahrhundert, als Vlad III. Dracula Fürst in der Walachei war. Nach Schlachten, so die Legende, ließ er die Köpfe seiner Gegner auf Pfähle spießen und trank deren Blut, um sich zu stärken. Viele Jahre später, nämlich 1897, ließ sich ein gewisser Bram Stoker von dem Fürsten inspirieren und schuf ein Meisterwerk der Literatur-Geschichte. Dracula war geboren.

Über die Jahrzehnte und Jahrhunderte wandelte sich das Bild jedoch, das Stoker erschuf. Natürlich gibt es nach wie vor das Bild des Rächers und skrupellosen Killers (vgl. „Gespräch mit einem Vampir“ von Anne Rice, auf dem der Film „Interview mit einem Vampir basiert oder auch „Die Saat“ von Guillermo del Torro), aber auch andere Darstellungsformen haben Einzug gehalten: Edward Cullen in „Twilight“ verkörpert den attraktiven Verführer, der den Menschen nichts Böses will und sich stattdessen „vegetarisch“ ernährt.

Hier scheiden sich also ganz klar die Geister. Manche bevorzugen die Verkörperung der tiefsten Begierden, also ein attraktiver Mann oder ein wunderschöne Frau, andere bevorzugen die Darstellungen des verkörperten Bösen als grausame Gestalt der Nacht.

 

Höllisches Intermezzo

Zunächst werden die Vampire bei Bo Leander äußerst kritisch und zynisch als „Mehlfratzen“ bezeichnet, ein Verweis auf ihre weiße Haut (übrigens ein sehr häufig verwendetes Merkmal). Später ändert sich diese kritische Sichtweise, was viel mit der Haltung des Protagonisten zu tun hat.

Allgemein werden die Vampire als „Herdentiere“ beschrieben. Die Rede ist von einem Clan, in dem ein großer Zusammenhalt herrscht, obwohl unter den Geschwistern teilweise recht wenig Verbindung besteht. Die freiwillig erwählte Familie hat hier eine größere Bedeutung, als die biologische.
Sie können sich über eine Art Echolot verständigen, das nur von Clan-Mitglieder hörbar ist. Diese Eigenschaft ist mir bislang in keiner Vampir-Geschichte begegnet.

Wichtig für den Clan ist auch der Ehrenkodex. Durch ihn wird sichergestellt, dass jeder auf den Anderen Acht gibt und alle füreinander sorgen.
Sonnenlicht ist für die Vampire in „Höllisches Intermezzo“ ebenso tödlich, wie in den meisten Vampir-Darstellungen.

Feuer hingegen wird zwar gefürchtet, führt allerdings lediglich zu Verletzungen, nicht zur Vernichtung.

Interessant fand ich besonders, wie die „Rasse“ der Vampire entstand: Luzifer schuf vor etwa 3000 Jahren das Virus und damit den ersten Vampir. Wird ein Vampir ausgesaugt, so stirbt er und es kommt zur Wiederauferstehung als Vampir. Außer ihm wird zuvor der Kopf abgetrennt, dann ist er vernichtet.

So mischt Bo Leander alte und bekannte Motiv-Anteile mit Neuem und Überraschendem.

Klappentext

Für Interessierte hier noch der Klappentext von „Höllisches Intermezzo“ (Quelle ist die Verlagsseite):

„Was geschieht, wenn ein gefallener Engel Alkohol und Drogen missbraucht, um Luzifers Gegenwart zu ertragen? In Azzaels Fall der Super-GAU: Er verfängt sich im Netz einer begehrenswerten Vertreterin der verhassten Spezies Mehlfratze. Nicht genug, dass die Vampirin ihm die heißeste Nacht seines Daseins auf Erden beschert – nein, durch sie gehen Luzifer obendrein ein paar ergatterte Seelen durch die Lappen. Ehe er sich versieht, landet sein Mädchen damit auf der Abschussliste des Teufels, also quasi auf seiner eigenen Agenda. Mit losem Mundwerk und triefendem Sarkasmus balanciert Azzael fortan auf dem schmalen Grat zwischen Loyalität, Verrat, Liebe und der Omnipräsenz seines Bosses. Der ist zwar wegen des G2-Gipfels mit Gott nicht ganz bei der Sache, doch reicht das aus, um den Teufel zu überlisten?“