Heftiges Thema spannend umgesetzt

Klappentext

Du fühlst dich sicher. Aber du bist es nicht …

Eine Männerleiche, die Augenhöhlen leer, eine Plastiktüte über dem Kopf: Mordermittlerin Jagoda »Milo« Milosevic und ihr Kollege Vincent Frey stoßen auf Hinweise, dass der Tote in der Vergangenheit Frauen missbraucht hat. Ein mögliches Motiv? Der Verdacht erhärtet sich, als kurz darauf ein weiterer verurteilter Sexualstraftäter ermordet wird. Milo folgt bei den Ermittlungen ihrem Instinkt, doch sie fühlt sich zunehmend beobachtet. Erkennt sie das Böse, wenn es vor ihr steht?

Für alle, die es leid sind, immer wieder dieselbe Geschichte über ermordete Frauen zu lesen: Dieses Buch ist für Euch. 

Meine Meinung zu „Stigma“

Angesprochen hat mich „Stigma“ vor allem durch die Ankündigung, dass es in diesem Thriller endlich mal ein wenig feministischer zugehen würde als bei den klassischen „böser Mann ermordet wehrloses Weibchen“-Thrillern.
Und eins sei (spoilerfrei) verraten: Das habe ich auch bekommen.

Wer jetzt aber panisch wird und denkt, er wird vom Feminismus erschlagen (Ja, ich weiß, auch in der Buchbubble gibt es Personen, die denken, ihnen geht etwas verloren, wenn Gleichberechtigung herrscht…Mal ehrlich, WTF??), der darf ruhig weiter atmen. Das Autorinnenduo verpackt das sehr geschickt und unaufdringlich.
Wir reden hier nicht von radikalen Bekehrungen sondern alltäglichen Situationen, mit denen sich Feminist:innen immer wieder konfrontiert sehen. Und eben den entsprechenden Reaktionen darauf.

Inhaltlich kann ich hier sehr gut verstehen, warum eine Triggerwarnung ausgesprochen wurde und selten fand ich sie so wichtig und notwendig wie hier. Obwohl mich das Kernthema selbst nicht triggert, hatte ich schon auf der ersten Seite ein beklemmendes Gefühl, weil eben eine Vielfalt von Gefahren und Problemen thematisiert werden, die für Frauen eine Rolle spielen. Hier muss man wirklich auf die eigene Gefühlswelt achten.

Nicht alle Wendungen waren unvorhersehbar, trotzdem gab es immer wieder Überraschungen für mich und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.
Besonders gut gefallen hat mir die Intersektionalität des Feminismus, der hier gezeigt wurde. Die beiden Autorinnen haben so wunderbar aufgezeigt, dass Feminismus nichts mit „Frau hasst Männer“ zu tun hat, sondern es schlicht um Gleichberechtigung in jeglicher Hinsicht geht. Dafür bauen sie „Gegenspieler“ ein, die mir richtig viel Spaß gemacht haben. Sie zeigen Radikalisierung auf und geben so einen vielfältigen Einblick in das Thema.

Das hier zwei Autorinnen gemeinsam geschrieben haben, finde ich mal wieder sehr faszinierend. Ich versuche immer, herauszufinden, ob es einen erkennbaren Wechsel gibt, aber schaffe es nie 😀 Hier hab ich überlegt, ob die unterschiedlichen Perspektiven (Wir haben den Haupterzählstrang und immer wieder Einblicke in die Situationen der Opfer) ein Anhaltspunkt sein könnten, aber das ergäbe auch keinen Sinn und wäre sehr unausgeglichen gewesen. Sowas macht mir immer Spaß, auch wenn ich nie die Auflösung bekomme 🙂

Die Story selbst gefiel mir echt gut und ich fand sie auch ganz gut ausgearbeitet, jedoch fehlte mir ein bisschen was. Der letzte Thrill und Feinheiten hätten deutlicher sein dürfen.
Alles in Allem ein solider Thriller, der endlich mal andere Aspekte, Opfer:innen und Täter:innen ins Spiel gebracht hat.

 

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Kaufen könnt ihr das Buch hier!

Verlag: Ullstein Verlag
Erscheinungsdatum: 26.01.2023
Seitenzahl: 400

 

Vielen lieben Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!