Ben bietet auf sehr emotionale Weise Einblick in sein Leben

 

Klappentext und Cover

Yvonne ist ein echter Wildfang – und gibt sich selbst Jungennamen. Mit »Mädchenkram« kann sie nichts anfangen. In der Pubertät erkennt sie: Sie liebt Mädchen, fühlt sich aber nicht lesbisch. Sie spürt, dass sie im falschen Körper lebt.
Doch es braucht noch weitere fünf Jahre, bis sich Yvonne auf den langen, schmerzvollen Weg der Angleichung begibt. Nach einer Hormonbehandlung und 14 Operationen ist Benjamin »Ben« Melzer in seinem Männerleben angekommen. Sein sportliches Talent setzt er nun als Fitness-Coach und Model ein.
Benjamin Melzer spricht unverblümt über seinen schmerzhaften Weg, misslungene Penis-Prothesen-Operationen, seelische Tiefs und wie er sich wieder an die Oberfläche kämpfte. Mit seiner Geschichte möchte er anderen Betroffenen und Eltern von Transkindern Mut machen.

Autobiografien anhand ihres Covers zu bewerten ist sehr schwierig. Benjamin Melzer ist ein sehr attraktiver Mann, daher würde ich sagen, dass sein Gesicht auf dem Cover von „Endlich Ben“ durchaus lockt und als Eyecatcher funktioniert 😉

 

Meine Meinung zu „Endlich Ben“

Hierzu eine „Meinung“ zu formulieren, erschient mir fast schon falsch. Denn welches Recht habe ich schon, mir eine Meinung zu einem fremden Leben zu bilden?
Dass ich hier in keinster Weise den Inhalt auf irgendeine Art auf den Prüfstand stelle, sollte klar sein.

Vor einigem Jahren habe ich im Fernsehen einen Bericht über einen jungen Transmann gesehen und folge ihm seither auf Instagram. Damals noch unter dem Namen Egoshooter konnte jeder an seinem täglichen Leben teilhaben.
Aus diesem Grund waren mir viele Informationen aus dem Buch nicht unbedingt neu. Dies bezieht sich aber nur auf die vergangenen Jahre und auf die Inhalte, die Ben auf Instagram teilte.

Wie es in ihm aussah und besonders seine Jahre als Kind und Jugendlicher waren selbstverständlich neu für mich. Und genau da begann die Faszination für mich. Man sieht heute einen attraktiven und selbstsicheren Mann, der weiß, wo er steht und wer er ist.
Wie verrückt und steinig der Weg bis dahin war, sieht man ihm natürlich nicht an der Nasenspitze an. Mein Respekt ihm gegenüber wuchs mit jeder Seite, die ich an seiner Geschichte teilhaben durfte.

Ben beschreibt seine eigene Geschichte zwar sehr emotional, doch man hat nicht das Gefühl, er versucht krampfhaft Mitleid zu erzeugen. Er hatte Phasen, in denen er es alles andere als leicht hatte. Das ist nun mal Fakt. Und dann zugeben zu können, wie schlecht es ihm in dieser Zeit ging, zeigt nur, was für ein offener und reflektierter Mensch er ist.

Er nimmt auch kein Blatt vor den Mund, was die Reaktionen von Freunden und Familie anging. Und doch hat es ich als Leser sehr gefreut, wie viel positive Resonanz hier dabei war. Das zeigt doch, dass sich unsere Gesellschaft endlich auf dem richtigen Weg befindet. Natürlich kann man darüber diskutieren, wie weit wir noch vom Ziel entfernt sind, wenn es überhaupt nötig ist, sich zu „outen“ und Angst haben muss, auf Ablehnung zu stoßen. Trotzdem habe ich den Eindruck, es wird besser. Langsam und Schritt für Schritt, aber immerhin.

Eine sehr gute Idee finde ich die FAQs am Ende des Buches. Hier beantwortet Ben Fragen, die ihm besonders häufig gestellt werden oder die er für wichtig erachtet.
Hier bin ich über einen Kommentar von einem Leser oder Fan gefreut. Dieser hat angemerkt, was mir schon beim ersten Mal durch den Kopf ging, als ich den Buchtitel gelesen habe:
„Ben“ heißt im türkischen „ich“. Somit lautet der Titel „Endlich Ben“ irgendwie auch „Endlich Ich“. Viel passender könnte man einen Titel zu einem Buch, das von einer Geschlechtsangleichung berichtet, kaum wählen.

Meine Masterarbeit handelte von „LGBTI in der Literatur“, daher war und bin ich nach wie vor recht tief im Thema und habe bereits viel Literatur dazu gelesen (Vor einiger Zeit habe ich auch einen Beitrag zu diesem Thema geschrieben, hier entlang). Für „Endlich Ben“ ist aber keinerlei Vorwissen erforderlich, denn es wird sehr anschaulich erklärt, worum es genau geht und auch die Hintergründe werden beleuchtet.
Instagram suggeriert eine gewisse Nähe zu den Personen, denen man folgt. Daher hatte ich zeitweise das Gefühl, ein Buch von einem Bekannten zu lesen…verrückte Welt. Trotzdem fand ich dieses Gefühl sehr schön, denn gerade der Schreibstil und der Umgang mit dem Thema trägt entscheidend zu diesem Gefühl bei.

„Endlich Ben“ ist natürlich ein Buch, das Transmännern und Transfrauen, sowie deren Angehörigen und Freunden, den Weg erleichtern kann. Es zeigt, wie sehr sich der Kampf lohnt und es erleichtert möglicherweise die eine oder andere Situation. Viele wissen anfangs sicher nicht, welchen Schritt sie wann und wie gehen sollen. Ben erklärt, welchen Weg er gegangen ist und das kann durchaus eine Stütze sein.

Aber ich finde auch, dass es ein Buch ist, das Menschen lesen sollten, die keine Berührungspunkte mit der Trans*-Szene haben. Toleranz und Akzeptanz werden in unserer Gesellschaft noch immer nicht groß genug geschrieben und oftmals rührt dies von Unsicherheit und Unwissenheit her. Aufklärung ist also die wichtigste Arbeit, die wir hier leisten können. Dank Ben sind wir hier einen großen Schritt weiter! Danke dafür!

 

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Kaufen könnt ihr das Buch hier!

Verlag: Eden Books
Erscheinungsdatum: 06.03.2020
Seitenzahl: 240

 

Vielen lieben Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!