Weil ich ein Mädchen bin…

Ich behaupte jetzt einfach mal, nahezu jeder kennt das Leid von Lucilectric, in dem sie die Vorteile aufzählt, die es mit sich bringt, ein Mädchen zu sein. Ganz schön klischeebehaftet, oder?

Naja, ich behaupte ja immer, ich sei ach so emanzipiert und bräuchte keinen Mann, obwohl ich es insgeheim doch toll finde, einen zu haben 😀 Aber wenn es dann ans Reifenwechseln bei meinem Auto geht, glänze ich jedes Jahr aufs Neue mit dem Satz „Ich muss das nicht können, ich bin eine Frau“…#sorrybutnotsorry

Aber was muss man denn als Frau so alles können und was nicht? Darüber streiten sich die Gelehrten, aber ich glaube, so Klassiker kennen wir alle:

  • Frauen fluchen nicht
  • Frauen gehen nie ungeschminkt aus dem Haus, dafür aber immer zu zweit aufs Klo
  • Frauen haben sich unterzuordnen
  • Frauen lieben rosa
  • …..

Die Liste ließe sich wohl noch ne Weile fortführen, aber der Grundgedanke wird wohl auch so klar…Und mir fällt auf, dass ich wohl irgendwie keine Frau bin.

 

How to be a girl

Nachdem ich mit 19/20 eine ziemlich rebellische Anti-Phase hatte und eigentlich nur Cargohosen und Bandshirts getragen habe, hat sich mein Stil zum Glück wieder normalisiert (glaubt mir, das hätte keiner länger ertragen!). Doch an meiner Einstellung hat sich wenig geändert: Es ist mir völlig schnurz, was andere denken, wie ich zu sein und auszusehen habe! Mein Stil heute lässt sich ganz einfach beschreiben: Ich.

Ich bin sicherlich weit entfernt von Model-Maßen, auch wenn es insgesamt ganz okay ist. Wenn ich mit anderen Mädels ausgehe und ihnen zuhöre, bekomme ich regelmäßig nen Affen…Haben die keine anderen Sorgen, als die 3 Kilo, die sie zugenommen haben?! Ich pass da irgendwie nicht rein. Wenn ich mal eines Tages keine anderen Sorgen mehr habe, als mein Gewicht, bin ich der glücklichste Klops, den es gibt <3

Doch man muss auch sagen, dass ich diese Einstellung mit 13 oder 14 auch noch nicht so ganz hatte. Auch damals hatte ich nicht die Figur, die mir meine Freundinnen und Klassenkameradinnen vorgelebt haben. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, deshalb zu hungern, aber unangenehm war es mir doch.

In ihrem Buch „How to be a girl“ hat Julia Korbik das Thema „Mädchen sein“ mal genauer unter die Lupe genommen. Dabei geht sie natürlich auch auf das Thema Körper ein. Ich finde es großartig, wie sie dabei darauf eingeht, wie solche falschen Selbstbilder entstehen, aber auch was man dagegen tun kann. Und – dies zieht sich durch das ganze Buch – immer wieder stellt sie großartige Frauen vor, die man sich tatsächlich als Vorbild nehmen kann…anstelle von Kim Kardashian oder Allegra Versace.

Großartige Frauen

Im ganzen Buch sind Frauen porträtiert, die als Vorbild dienen. In kurzen Worten und ohne überfüllt zu sein, enthalten die Porträts Informationen, wie die Frauen gelebt haben, was sie getan haben und wofür sie einstanden.

Simone de Beavoir, Anne Frank, Frida Kahlo, Qui Jin um nur einige zu nennen. In der heutigen Zeit gibt es zum Glück viele Frauen, zu denen wir aufschauen können. Doch wenn ich mir die Teenager heute anschaue, frage ich mich schon stellenweise, ob deren Rollenvorbilder wirklich so befriedigend sind…
Man denke an unzählige junge Frauen, die ihr Geld damit verdienen, sich vor laufenden Kameras zu schminken, oder am besten direkt ihr ganzes Leben als Reality-Show zu verkaufen.

Dieser kleine „Ratgeber“ enthält viele großartige Frauen, die tatsächlich etwas bewegt haben in der Welt und deshalb finde ich es großartig, dass sie hier Erwähnung finden. Dabei werden aber nicht nur verstorbene Frauen erwähnt, sondern unter dem Titel „Girls Crush“ findet man auch ganz viele junge Frauen, die unsere Welt genau jetzt verändern.

 

LGBT…was für´n Ding?

In der heutigen, modernen Welt sollte man meinen, dass sexuelle Orientierung kaum noch eine Rolle spielt. Doch wenn schon für Erwachsene Geschlechterrollen nicht klar definiert sind und trotzdem – oder gerade deshalb – zum Diskussionsthema werden, wie müssen sich dann junge Menschen fühlen, die sich ihrer eigenen Rolle (und vielleicht auch ihres eigenen Geschlechts) unsicher sind?

Deshalb finde ich es durchaus passend, dass Julia Korbik diesen Thema so viel Raum in ihrem Buch gibt. Es ist kein typisches „Mädchen-Problem“, sondern vielmehr eine Herausforderung, vor der viele junge Menschen stehen. Da diese aber eng mit Rollen- und Gendermodellen verknüpft ist, passt sie hier super rein.

 

Mein Fazit

Ich bin eine Frau und darauf bin ich verdammt stolz. Trotzdem ist es mir auch wichtig, aus Konventionen und Klischees auszubrechen. Ich parke besser als so mancher Mann, baue meine Möbel selbst auf und habe jahrelang eine Sportart betrieben, die mit rosa Plüsch schwer vereinbar ist: ich habe geboxt (und vermisse es heute noch schmerzlich). Und trotzdem fällt es mir nicht schwer, bei so manchen Dingen zuzugeben, dass ich sie einfach nicht kann und hole mir (männliche) Hilfe. Man muss nicht alles können um emanzipiert zu sein. Ich habe meine Rolle für mich gefunden.

Julia Korbik hat mit ihrem Buch „How to be a girl“ einen Ratgeber erschaffen, der in meinen Augen toll für diejenigen Mädchen ist, die sich damit noch etwas schwer tun und auf der Suche nach ihrer Rolle und ihrem Selbstbild sind. Mit kleinen Checklisten und super interessanten Fakten liest es sich durchaus angenehm. Vor allem weil die nötige Prise Humor und Lockerheit dabei nicht verloren geht.

 

 

Da es sich weder um ein normales Buch, noch um eine normale Rezension handelt, verzichte ich an dieser Stelle auf eine „Sterne“-, bzw. Buchbewertung und rate euch einfach eins: Seid ihr selbst, denn ihr seid großartig, genau so wie ihr seid. Da dies in meinen Augen die Kernbotschaft des Buches ist, schließe ich damit und wünsche euch einen rosa-plüschigen Tag, Ladies (und Gentlemen 😀 )

 

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Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!