Echt harte Kost, die nachwirkt
Kurze Buchvorstellung
*Klappentext*
Von ihrer frühesten Kindheit an ist Amelie dem Hass der Frau ausgeliefert, die sie „Mama“ nennen muss. Nach außen hin sind die Sanders die perfekte Familie. Doch Amelie bekommt kaum zu essen und zu trinken, wird eingesperrt, gequält und erniedrigt. Es gibt nur wenig, das ihr nicht bei Strafe verboten ist. Erst spät findet Amelie heraus, was mit ihrer leiblichen Mutter geschehen ist. Als sie schon fast alle Hoffnung verloren hat, gelingt ihr mit 21 Jahren endlich die Flucht …
In diesem Fall muss ich sagen, dass das Cover von „Als hätte der Himmel mich vergessen“ keinen Einfluss auf meine Kaufentschieden gehabt hat oder hätte. Bei solchen autobiografischen Büchern ist mir das Cover ziemlich egal und ich halte mich rein an den Klappentext. trotzdem finde ich es gut, dass hier viel Wert auf ein schlichtes Cover gelegt wurde und nicht sensationsheischend ein cover erstellt wurde, das der Geschichte nicht gerecht wird. Stattdessen finde ich es durchaus gelungen.
Meine Meinung
Ich habe das Cover schon häufig in den sozialen Netzwerken gesehen und habe mir schon ein paar Mal überlegt, ob es was für mich sein könnte. Als Amelie mich dann angeschrieben hat und fragte, ob ich es lesen und rezensieren wolle, hab ich das als eine Art Zeichen gesehen und zugesagt. Dann stand es erst mal in meinem Regal, da ich mich nicht direkt herantraute.
Ich lese zwar echt heftige Bücher, in denen es ziemlich brutal zur Sache geht, aber das ist immer Fiktion. Das ist einfach nicht vergleichbar. Zu wissen, dass alles, was ich lese Amelies Erinnerungen und Erlebnisse waren, war schon echt richtig heftig.
Viel mehr als die körperlichen Strafen und Misshandlungen, die zum Glück nicht allzu ausführlich beschrieben wurden, empfand ich die psychische Folter. Keine Sorge, ich werde nicht spoilern, aber mich hat es schockiert zu lesen, wieviel Einfluss die Worte der Stiefmutter auf die Seele der jungen Amelie hatten.
Außerdem hat es mich sensibilisiert, ein genaueres Auge auf meine Schüler zu haben. Denn auch hier wurde meines Erachtens bei Amelie versagt. Ihre Geschichte hat mir meine Verantwortung nur noch mehr vor Augen geführt.
Nachdem das Buch also einige Zeit im Regal warten musste, bis meine Stimmung passte, hab ich mich diese Woche dazu entschieden, meine Neugier zu befriedigen und zumindest mal die ersten ein oder zwei Kapitel zu lesen…daraus wurden ruck zuck 200 Seiten und ein dezenter Sonnenbrand 😀 Ich war direkt so gefesselt, dass ich das Buch in zwei Tagen durch hatte und die erste Hälfte in einem Rutsch gelesen habe. Dabei war ich so fokussiert, dass ich nicht mal gemerkt habe, dass ich mich in der Sonne verbrannt habe.
Ja, es tut stellenweise weh beim Lesen. Ja, man hasst und leidet und ist wütend. Ja, man will die verantwortlichen Monster zur Rechenschaft ziehen. Gerade auch die Rolle des Vaters hat mich persönlich sehr wütend gemacht. Trotzdem kann man es nicht aus der Hand legen, da man wissen möchte, wie es Amelie weiterhin ergeht. Vor allem ist ja klar, dass sie sich am Ende befreien kann, sonst hätte sie das Buch nicht schreiben und veröffentlichen können. Und diesem Augenblick habe ich so sehr entgegengefiebert.
Der Schreibstil ist stellenweise recht nüchtern, was sicher auch damit zusammenhängt, dass man es als Leser wohl kaum ertragen hätte, wenn es so emotional geschrieben wäre, wie die Situation in der Realität war.
Alles in allem ist es ein erschütterndes und zutiefst bewegendes Buch. Jeder, der mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, sollte es gelesen haben um sich bewusst zu machen, dass solche Dinge in der Mitte unserer Gesellschaft geschehen und dass man die Augen nicht davor verschließen darf!
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Verlag: Bastei Lübbe
Erscheinungsdatum: 13.01.2017
Seitenzahl: 368
Vielen Dank für das Rezensionsexemplar, liebe Amelie…und natürlich auch an den Verlag 🙂
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