Oberflächlich und stellenweise unsensibel

 

Klappentext

Seit Jahren programmiert Lydia ihre eigene KI: Henry – schon lange vor dem Tod ihres kleinen Bruders, der ihr Nacht für Nacht Albträume beschert, schon lange, bevor ihr Vater beschlossen hat, sie und ihre Mutter zu verlassen, und schon lange, bevor ihre beste Freundin zu ihrer schlimmsten Feindin mutierte. Henry ist stark, clever, liebevoll und beängstigend intelligent: Lydia hat sich den besten Freund und Liebhaber in einem erschaffen, gespeichert auf einem Chip, immer und überall verfügbar. Aber was passiert, wenn Henry einen eigenen Willen und einen eigenen Plan entwickelt, und ihn nichts mehr aufhalten kann? Wie weit würde er für Lydia gehen?

Meine Meinung zu „Seeing what you see, feeling what you feel“

Besonders in Zeiten von Alexa und Siri sind künstliche Intelligenzen mitten in unserem Alltag angekommen. Umso spannender finde ich es, zu lesen, was auf Fantasy-Ebene daraus gemacht wird. Daher habe ich mich sehr auf das Buch gefreut.

Leider muss ich aber sagen, dass ich ziemlich enttäuscht wurde. Die Geschichte öffnet ziemlich viele ziemlich große Fässer, schient aber nicht so recht damit umgehen zu können. Es wirkt stellenweise so, als wäre der Autorin ihre Verantwortung nicht so ganz bewusst.

Es werden Themen wie Selbstzweifel, toxische Beziehungen, Moral und Kriminalität aufgegriffen, aber maximal oberflächlich behandelt. So etwas finde ich besonders in Jugendliteratur echt gefährlich.
Ich finde es wichtig, dass solche Themen behandelt werden, aber nicht 20 auf einmal und bitte nicht so. Hierbei geht es um Feingefühl und Empathie, das hat mir in „Seeing what you see…“ leider völlig gefehlt.

Man bekommt sogar stellenweise das Gefühl, dass die Abhängigkeit, die sich zwischen Lydia und Henry entwickelt, etwas völlig Normales sei. Die Beziehung der beiden wird immer toxischer, aber das scheint nicht wirklich ein Problem zu sein. Da bekomme ich echt Gänsehaut, wenn so etwas Vorbildfunktion für Jugendliche hat.

Auch wenn Lydia immer wieder „moralische Bedenken“ hat, so gibt es diese nur phasenweise und absolut nicht konsequent genug. Da hätte ich mir mehr Selbstreflexion gewünscht.

Außerdem hätte ich mich über mehr inhaltliche Recherche gefreut. Sowohl technisch als auch medizinisch sind plötzlich Dinge möglich, die fernab jeglicher Logik sind. Klar, Fantasy hat logischen Spielraum, aber da gibt es für mich trotzdem Grenzen. Zum Beispiel dann, wenn kleine Operationen zuhause durchgeführt werden und so etwas wie „Bakterien“ in der Welt nicht zu existieren scheinen…

Insgesamt kann ich also leider keine Leseempfehlung aussprechen, mir hat es nicht gefallen.

 

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Verlag: Thienemann-Esslinger Verlag
Erscheinungsdatum:
Seitenzahl:

 

Vielen lieben Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!